Tipps für Eltern

Mathe-Hausaufgaben:
5 Fehler, die Eltern vermeiden sollten, um ihre Kinder zielgerichtet zu unterstützen


Wenn die Kinder bei den Hausaufgaben nicht weiterkommen, sind die Eltern gefragt. Sie unterstützen dann - in allerbester Absicht! Nur – Eltern haben ganz andere Erfahrungen mit Mathematik gemacht als ihre Kinder. Während früher der Fokus darauf lag, Verfahren nachzuvollziehen und zu üben, sollen die Kinder heute arithmethische Muster erforschen, eigene Gedankengänge entwickeln und sich darüber austauschen. Wenn Eltern die folgenden Fehler vermeiden, unterstützen sie ihre Kinder wirksam – und meist auch entspannter:

Fehler Nr. 1: Drillen wollen.

Übung hat ihren Platz. Doch wenn das Verständnis fehlt, nützen Übungen nichts. Das zeigt sich oft, wenn Eltern berichten, dass das Kind zu Hause alles hätte lösen können, aber an der Prüfung sei nichts mehr gegangen. Beim Üben kommt das Kind möglicherweise auf das richtige Resultat – doch wie? Was bedeutet eigentlich «15 minus 7» oder «sechs mal fünf»? Welche Handlungen liegen hinter den Operationen? Hat das Kind eine mentale Vorstellung davon? Erst wenn es diese hat, kann aufgebaut werden – mit Übungen. Vorher sollte viel mehr darüber geredet werden, was da eigentlich zu tun ist. Zum Beispiel so: «Erzähl mir eine Geschichte zu 15 minus 7!» - «Erst waren 15 Kinder auf dem Spielplatz, dann gingen 7 nach Hause. Bleiben noch acht.» - «Und sechs mal fünf?» - «Da sind sechs Kinder – und jedes hat fünf Bonbons.» Was so einfach und banal klingt, ist echtes Verständnis.

Fehler Nr. 2: Gut gemeinte Tricks

Viele Eltern möchten ihren Kindern zeigen, dass das Rechnen mit ein paar Tricks einfacher geht- doch gerade sie sind gefährlich. Ein typisches Beispiel: «23 + 52». «Zähl einfach die vorderen Zahlen (gemeint sind die Ziffern) zusammen, dann die hinteren» - lautet ein oft gehörter, durchaus gut gemeinter Rat. Das Kind gewöhnt sich diesen «Rechentrick» an, steht dann aber vor einem Problem, wenn es 341 und 53 addieren soll. Was ist da die vordere Zahl, was die hintere? Es gibt keine vorderen oder hinteren Zahlen, sondern Einer, Zehner, Hunderter, Tausender etc. Genau so verhält es mit dem Trick des Streichens der Null: Wann kann diese gestrichen und wieder angehängt oder ganz weggelassen werden? Das Kind muss die Stellenwerte verstehen und anwenden können, sonst führt jeder Trick in eine Sackgasse. Hier zeigt sich besonders schön: eine zielgerichtete, wirklich wirksame Förderung braucht Zeit und Geduld. Was mit einem Trick möglicherweise an einem Tag an Zeit eingespart wird, ist am nächsten – wenn das Kind vor einer neuen Aufgabe steht – verloren.

Fehler Nr. 3: Nur das richtige Resultat belohnen

Manche Kinder kommen zwar auf richtige Resultate, wenden dafür aber ungünstige Strategien an. Die bekannteste: mit den Fingern zählen, obwohl die Rechnung «4 + 5» von 4 + 4 hätte abgeleitet werden können. Oder: Herumpröbeln, bis das Resultat irgendwie passend klingt. Es ist wichtig, diesen Drang zur Lösung zu stoppen und das Kind zu ermutigen, die Aufgabe anzuschauen und die Beziehungen darin zu erkennen. Ist die Zahl nahe bei einem Zehner? Oder einem Hunderter? Sind die Zahlen nahe beieinander? Steckt eine verwandte Rechnung dahinter, die bereits auswendig gewusst wird? Eltern freuen sich, wenn Kinder Übungsblätter korrekt abarbeiten – aber die wahre Kopfarbeit steckt darin, Aufgabenmerkmale zu erkennen und mit ihnen zu merken, wie die Aufgabe am einfachsten gelöst werden kann.

Fehler Nr. 4: Mangelhaftes oder falsches Automatisieren

Es gibt einen Fundus von Rechnungen, die dem Kind ohne grossen geistigen Aufwand zur Verfügung stehen – also automatisiert sein müssen – vorausgesetzt, das Verständnis für die Operation ist gefestigt. Das sind beispielsweise alle Rechnungen im Zahlenraum bis 20 oder das kleine Einmaleins. Für solche Rechnungen eignen sich Lernkärtchen. Damit kann – alleine oder mit anderen zusammen – so trainiert werden, dass die Rechnungen in Sekundenschnelle abgerufen werden. Wichtig für Eltern: Nie zehn Kärtchen auf einmal trainieren. Zwar ist die Versuchung gross für Eltern, zu sagen: «Komm, es läuft gerade so gut – machen wir noch etwas mehr!» Doch dies führt zu nichts weiter als einer Überlastung des Arbeitsgedächtnisses und letztlich zu Frust beim Kind. Es hat zwar eifrig geübt – aber geblieben ist nicht viel davon. Besser: Täglich 3 bis maximal 5 neue Rechnungen hinzunehmen und die alten mit der Lernkartei systematisch üben.

Fehler Nr. 5: Irgendwelche Übungsblätter von irgendwoher

Wer sucht, der findet... Dies gilt besonders für Übungsblätter, von denen sich Zehntausende im Netz finden. Meist bieten sie neben Rechenaufgaben auch gleich noch Ufos, die darin herumfliegen oder andere Dekorationen, die das Kind ablenken.
Wichtig ist beim Üben: Die Aufgaben sollen so ausgewählt werden, dass Beziehungen zwischen ihnen deutlich werden. Zum Beispiel im Einmaleins: Was hat 9 • 6 mit 10 • 6 zu tun? Oder wie ist der Zusammenhang zwischen der 4-er und der 8-er Reihe? Warum ist es bei 8 • immer das Doppelte von 4 •?. Der Gewinn eines Übungsblattes wird erst garantiert, wenn das Kind erklärt, wie es warum gerechnet hat, was ihm aufgefallen ist, warum es welche Strategie angewandt hat. Für Laien ist es also gar nicht so einfach zu erkennen, was kluges und passendes Übungsmaterial ist!